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Das Museum im X. Pavillon der Warschauer Zitadelle

Standort

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Zitadelle Warschau

Dieses Museum befindet sich auf dem Gelände der Warschauer Zitadelle. Der Eingang befindet sich auf der Ostseite an der Wybrzeze-Gdynskie-Straße, welche von den Warschauern schlicht Weichselautobahn (polnisch Wislostrada) genannt wird.

Wenn Sie das Eingangstor in der Czujna-Straße überqueren, befindet sich das Museumsgebäude auf Ihrer Linken auf einer Anhöhe. Sie befinden sich nun innerhalb der Mauern der Warschauer Zitadelle, welche Etappenweise im 19. Jahrhundert erbaut worden war. Die Zitadelle sollte nicht nur die Festung Warschau stärken, sondern auch die Strafe für den Novemberaufstand von 1830/1831 sein. Der Befehl des Zaren lautete, dass im Umkreis von 500 Metern keine zivile Bebauung stattfinden dürfe und dass die Altstadt bei erneuten Unruhen zerstört werden solle. Diese Befehle hatten bis 1915 Gültigkeit, als die Russen Warschau verließen und die Provinzhauptstadt an die Preußen übergaben. Vom Zentrum ist das Museum ca. 30 Minuten mit der U-Bahn und Bus entfernt.

Über das Museum

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Gefängniszelle

Formell ist das Museum eine Filiale des Unabhängigkeitsmuseums, welches sich in der Nähe der Altstadt befindet.

Im X. Pavillon befand sich ein Gefängnis, in welchem bis 1918 mehr als 40 000 Freiheitskämpfer festgehalten wurden. Viele von ihnen wurden gefoltert und/oder an der Zitadellenmauer ermordet. Diesen Männern und einigen wenigen Frauen ist dieses Museum gewidmet und soll daran erinnern, wieviel Blut vergoßen werden musste für die Freiheit aller Polen. Am 11. November 1918 ist die 2. Polnische Republik (1918-1939/1989) nach 123-jähriger Abwesenheit ins Leben gerufen worden.

Auf der langen Liste der Gefangenen befinden sich u.a. Apollo Korzeniowski, Romuald Traugutt, Jozef Pilsudski, Roman Dmowski, Gustaw Ehrenberg, Pfarrer Piotr Sciegienny, Stefan Okrzeja oder Wladysław Jablonowski. Für die Polen sind das Namen der höchsten Rangordnung, sofern es um den Freiheitskampf gegen die russische Besatzung im 19. Jahrhundert geht. Mit Jozef Pilsudski und Roman Dmowski waren dort die Gründerväter der zwei wichtigsten politischen Lager in der Zwischenkriegszeit und Vorbilder in vielen Lebensbereichen – bis heute.

Im Museum

Zu Beginn kann man die Zitadelle in Miniaturform begutachten. Anschließend geht der Gast durch die Gefängnisgänge. Links und rechts befinden sich die Zellen, an deren Eingängen Namensschilder berühmter Insassen hängen. Die Zellen wurden so hergerichtet, wie sie in Zeiten der Unterdrückung tatsächlich ausgesehen haben mögen. Ergänzend wurden kurze Biographien dargestellt, um die Hintergründe ihrer Gefangennahme zu verstehen.

Im zweiten Teil hängen Malereien von Aleksander Sochaczewski, der ebenfalls Gefangener im X. Pawilon war  und zu den sogenannten Sybiraks gehört, da er in Sibirien seine Strafe verbüßen musste. Die Malereien sind voller Grauen und Trauer und zeigen das wahre Antlitz der russischen Herrschaft in Polen im 19. Jahrhundert ohne überintellektualisierte Analysen und unnötige Relativierungen.

Außerhalb des Museums

Mit der innerräumlichen Ausstellung im engen Zusammenhang stehen die Denkmäler außerhalb des Museumsgebäudes. Der Hinrichtungs-Weg führt Sie zum Hinrichtungstor, an welchem die Gefangenen hingerichtet wurden. In unmittelbarer Nähe befinden sich Gräber der Freiheitskämpfer von 1863 und 1905/1907.

Warum sollte man das Museum besuchen?hinrichtung-tor-warschau

Jedes Museum hat eine Aufklärungs- und Bildungspflicht. Beide werden hier erfüllt. Es ist sicherlich kein Museum, welches vor Optimismus strotzt und dennoch lohnt es sich auch hier mal vorbeizuschauen. Die polnische Geschichte und die polnische Seele können Sie nur verstehen, wenn Sie alle Aspekte unserer 1000-jährigen Geschichte kennenlernen. Warum hat Jaroslaw Kaczynski mit seiner Partei Recht und Gerechtigkeit die Parlamentswahlen 2015 gewonnen und führt sich auf wie ein Möchtegern-Diktator? Warum wählt der Osten Polens „rechts“ und der Westen Polens „links“? Wieso hat die Romantik in Polen so viele Anhänger und was hat das alles mit diesem Gefängnis zu tun? Das sind nicht die einfachsten Fragen, die es zu beantworten gilt. Sie können nun Vermutungen in deutschen Medien nachlesen und eine Antwort suchen oder gleich vor Ort die Wahrheit herausfinden. Wenn man über Polen schreibt und dafür die Ereignisse der letzten Monate und Jahre heranzieht hat leider nichts verstanden.

Schauen Sie sich also nicht nur das Chopin-Museum oder das Museum der Geschichte der Polnischen Juden an. Auch der X. Pawilon, das Katyn-Museum oder das Museum der Polnischen Armee liefern viele aufschlußreiche Informationen über unser andersartiges Dasein im gemeinsamen Europa.

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Gründer von Walking Poland und lizenzierter Stadtführer in Warschau

"Mein polnisches Herz pumpt das Blut ins deutsche Hirn"

antoni@meinwarschau.com

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