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Eine dreistündige Stadtführung in Warschau

Wie lange soll es dauern?

Es gibt zwei Möglichkeiten eine Stadtführung in Warschau mit einem Stadtführer zu buchen. Entweder wählt man aus einer Liste fertiger Produkte aus oder entscheidet sich für eine maßgeschneiderte Tour. Doch bei der Führung nach Maß weiß man nie, wie lange so eine Führung dauern sollte. Da wollen wir bei der Entscheidungsfindung etwas helfen.

Aus Erfahrung kann ich sagen, dass man nie länger als 3 Stunden reservieren sollte. Die meisten Touristen sind nach dieser Zeit nicht mehr aufnahmefähig, und das schon meistens mit einer kleinen Kaffeepause eingerechnet. In Warschau reichen die 3 Stunden auch vollkommen aus, um die drei bekanntesten Sehenswürdigkeiten zu erkunden und so bestens für die weitere Entdeckungsreise gewappnet zu sein.

Alle weiteren Themenbereich wie das jüdische, das kommunistische oder das moderne Warschau werden ebenfalls nie länger als 3 Stunden dauern. Solltest Du dennoch längere Führungen wünschen, bieten wir auch an die Führungen auf den Tag zu verteilen.

Was Dich erwartet

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Der lizenzierte Stadtführer in Warschau Antoni

Oft schlendert man als fremder durch eine Metropole und wünscht sich einen Einheimischen herbei, der einem sagt, wo es lang geht und etwas mehr erzählt, als in den meistens eintönigen touristischen Stadtführern drinsteht.

Dieser Beitrag soll Euch einen kurzen Überblick verschaffen, wie eine klassische dreistündige Stadtführung in Warschau aussieht. Es folgt nun eine typische Strecke für diejenigen, die zum ersten Mal in die polnische Hauptstadt reisen.

Wir laden unsere Leser dazu ein bei Interesse direkt bei uns Stadtführungen mit einem lizenzierten Stadtführer zu buchen. Alle deutschsprachigen Führungen macht der Autor dieses Beitrags Antoni.

 

Centrum und der Kulturpalast

Die größte Hoteldichte befindet sich in der Nähe der Metrostation „Centrum“. Die Hotels Novotel-Centrum, Polonia-Palace, Metropol oder Mariott stehen in unmittelbarer Nähe, einige weitere kleinere Hotels in nächster Umgebung. Neben der Metrostation gibt es zahlreiche Untergrundgänge, die sich bis zum Hauptbahnhof ziehen. Hier hält auch die Buslinie 175, die den Chopin-Flughafen mit der Innenstadt verbindet.

Wir steigen an der Metrostation aus und begeben uns nach draußen. Hier beginnen wir also unseren Entdeckungsspaziergang. Nach ein paar Metern sehen wir schon den imposanten 237 m hohen Kulturpalast, das bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Hinter dem sozrealistischen Bau stehen zahlreiche Wolkenkratze, die auf dem ehemaligen Industriegebiet erbaut wurden. Das Erbe der Schornsteine, Schmelztiegel und Fabrikhallen sieht man an der dunklen Verfärbung des Kulturpalastes, der ursprünglich in hellem Sandstein erstrahlte.

Gegenüber des Haupteinganges des Kulturpalastes entlang der Marszalkowska-Straße erstreckt sich die sogenannte Ostwand von 1968. Ihr gegenüber sollte eine Westwand entstehen, aber wie das im Kommunismus war, reichte das Geld am Ende nicht aus. Wahrscheinlich kostete die Zerschlagung des Aufstandes in der Tschechoslowakei zu viel, Blut und Geld.

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Dieses Panorama erwartet Dich an der Metrostation „Centrum“  @ Guiseppe Milo  via flickr

Der Wissenschafts- und Kulturpalast ist ein Bürogebäude mit 3188 Räumen und mit 237 Metern Höhe das zweithöchste Gebäude in Polen. Im Herbst 2020 wurde es vom 310 m hohen Varso Tower, der somit auch das höchste Gebäude in der EU ist, abgelöst.

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Die Spitze des höchsten Wohngebäudes in Europa Złota44 / Pressefotos

TIPP: Auf der 30. Etage des Palastes gibt es eine Aussichtsterrasse, von der Du in alle Himmelsrichtungen schauen kannst.  Während die älteren Bewohner der Stadt den schweren Klotz aus Sandstein und Keramikplatten eher abgeneigt gegenübertreten und als Stalinstachel oder Stalins Torte bezeichnen, spricht die jüngere Generation eher vom Empire State Building Warschaus. Ursprünglich war der Palast ein Geschenk Stalins (=Sowjetunion) an das polnische Volk. Die Eröffnung fand am 22. Juli 1955 statt.

Dahinter steht der Wolkenkratzer mit dem Namen Złota44 an der Zlota-Straße (dt. Goldene Straße). Das im Warschauer Volksmund genannte Segel von Daniel Libeskind ist mit 192 Metern Höhe das höchste Wohngebäude in Europa. Der Architekt kommt aus Lodz und ist als kleines Kind des öfteren nach Warschau zu seiner Familie in genau dieselbe Straße gefahren, in welcher heute sein Projekt steht. Der wohl berühmteste Eigentümer eines Appartements ist Robert Lewandowski, der nach seiner Fußballkarriere in Warschau sein Rentnerleben verbringen will. Er kommt quasi zurück nach Hause, denn er ist in Warschau geboren.

Plac Grzybowski und Prozna-Straße

Wir gehen weiter, überqueren die Swietokrzyska auf der Höhe des Turms des Kulturpalastes und treten in die Wallenberga-Straße, die uns zum Plac Grzybowski führt. Dieser Platz war einst einer der wichtigsten Orte für die jüdische Gemeinde in Warschau. Heute steht in der Nähe die einzige erhaltene Synagoge in Warschau (vor dem Krieg gab es über 300 Synagogen und Gebetshäuser). Es gibt hier auch ein jüdisches Theater, in welchem die Vorführungen auf Jiddisch vorgetragen werden, einzigartig in Polen.

Die anliegende Prozna-Straße ist die einzige zum Teil erhaltene Straße, die sich innerhalb des Jüdischen Ghettos befand.

In Warschau lebten 1939 über 350 Tausend Juden, den Krieg überlebten nur die wenigsten.

Swietokrzyska-Straße

Dieser Straßenname hat es für die deutschsprachige Gäste wirklich in sich. Das dumme dabei ist, dass so die wichtigste Metrostation heißt, welche die zwei Metrolinien kreuzt.

Nach einer Weile gelangen wir zu einem eher unscheinbaren Denkmal. Dieses liegt am Platz der Warschauer Aufständischen direkt hinter dem 60 Meter hohem Prudential-Hochhaus aus den 20 Jahren. Das ist das höchste Gebäude auf diesem Abschnitt der Straße. Damals war es eines der höchsten Gebäude Europas. Nun zurück zum Denkmal: auf der Gedenkplatte steht geschrieben, dass am 01.08.1944 um 17:00 Uhr der Warschauer Aufstand begonnen hat. Obwohl man mittlerweile weiß, dass in anderen Stadtteilen schon viel früher geschoßen wurde, bleibt diese Uhrzeit als die Stunde „W“ bekannt. Genau um diese Zeit bleibt die Stadt jedes Jahr für eine Minute stehen und ehrt auf diese Weise die verstorbenen Aufständischen und ermorderten Zivilisten.

Nur einige Minuten entfernt sehen wir auf der linken Seite das Finanzministerium und anschließend die Metrostation Uniwersytet/Nowy-Świat.

Krakowskie-Przedmiescie-Straße.  Der Warschauer Königsweg

Keine Sorge, ich habe mich keineswegs vertan. Die berühmteste Straße in Warschau und vielleicht auch in Polen heißt Krakowskie-Przedmiescie also Krakauer Vorstadt. Diese beginnt da, wo die Strasse Nowy Swiat aufhört und genau hier befinden wir uns gerade. Nowy Swiat, was auf Deutsch Neue Welt heißt, erlangt durch die stets wachsende Anzahl von Gastronomiebetrieben immer mehr Berühmtheit. Es lohnt sich am warmen Sommermonaten hierhin zu kommen. Vor allem an Wochenenden, wenn die Straßen Nowy Swiat und Krakowskie Przedmiescie für den öffentlichen Verkehr geschlossen werden und so in eine fast zwei Kilometer lange Fußgängerzone, das neue Aushängeschild Warschaus, umgewandelt werden. Vielleicht könnten sich die Pariser diese Idee abgucken?

Wir gehen jedoch nach links auf die Krakauer-Vorstadt-Straße und betreten somit den nördlichen Abschnitt des Königsweges, der an der Stadtmauer der Altstadt beginnt und sich über 10 Kilometer Richtung Süden zieht bis er am Königspalais Wilanow sein Ende findet. Allgemein nennt man jedoch nur den nördlichsten Abschnitt Königsweg und dabei bleiben wir auch im weiteren Verlauf.

warschau-koenigswegAuf diesem Abschnitt ist die Liste der Sehenswürdigkeiten ziemlich lang. Auf einer relativ kurzen Strecke kannst Du nacheinander folgende Sehenswürdigkeiten bewundern

  • das Kopernikus-Denkmal vor dem Sitz der Akademie der Wissenschaften
  • die Hl.-Kreuz-Kirche, in welcher sich das Herz von Chopin befindet
  • die Haupteingänge der Universität Warschau und auf der gegenüberliegenden Straßenseite der Akademie der Bildenden Künste
  • die einzige barocke Kirche in Warschau (Visitantinnen)
  • das Grab des Unbekannten Soldaten
  • das Jozef Pilsudski-Denkmal am Pilsudski-Platz
  • das Bristol Hotel
  • den Präsidentenpalast
  • das Kultusministerium
  • die St.- Anna-Kirche mit der Orgel aus Marmor aus dem 17. Jahrhundert
  • die Sigismundsäule auf dem Schlossplatz (Plac Zamkowy)
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Wachablösung am Grab des Unbekannten Soldaten

Es macht unglaublich viel Spaß entlang des Königsweges zu flanieren. Man kann hier viel über die Warschauer lernen und seit der Komplett-Restaurierung der Straße 2008 hat die Prachtpromenade endlich auch ihren Namen verdient. Es ist sauber, prunkvoll, prominent und vor allem Stressfrei. Du wirst hier keine Einkaufsmeile mit gestressten Bummlern vorfinden. Vielmehr macht man hier nur drei Sachen: Spazierengehen, Speisen und Bewundern. Bis zur Altstadt und zum Schlossplatz ist es nicht weit, doch sollte man sich hier etwas Zeit nehmen. Wir ziehen also los.

Schlossplatz mit Sigismundsäule

Vom Süden auf das Schlossplatz kommend hat man mit Abstand den schönsten Blick auf die Altstadt. Halte hier also Dein Fotoapparat knipsbereit.

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An diesem Platz erklärt sich auch der eigenartige Name der Straße. Wir haben nämlich die St.-Anna-Kirche vorhin hinter uns gelassen. Diese Kirche gehört zu den äkltesten der Stadt. In der Mitte des 15. Jahrhunderts haben sich hier die Bernardiner aus Krakau niedergelassen. Damals war Krakau eine der bekanntesten Städte Europas, also nannte man den Platz vor der Kirche (Kloster) Krakauer Platz, um die Bedeutung dieses Ortes zu steigern. Allmählich erstreckte sich der Name auf den Zufahrtsweg zum Königsschloss und wurde zu dem, was es heute ist, die Krakauer Vorstadt, Krakowskie Przedmiescie. Interessant dabei ist die Tatsache, dass Krakau für Warschau der größte Konkurrent ist – und das in allen Belangen.

Tipp: Auf dem Gockenturm der St.-Anna-Kirche gibt es eine schöne Aussicht in alle 4 Himmelsrichtungen. Es sind nur 156 Trepppen, die man erklimmen muss. Kosten: 5 PLN pro Person. Es lohnt sich wirklich. Man sieht von hier das rechte Weichselufer, die Warschauer Skyline und die Altstadt, welche sich direkt vor dem Turm erstreckt.

In der Mitte des Schlossplatzes steht eine Säule, auf welcher der gewählte polnische König Sigismund III. Wasa steht. Das Kreuz in der einen Hand steht für die gute Zusammenarbeit mit der katholischen Kirche und das Schwert in der anderen sehr wahrscheinlich dafür, dass unter seiner Herrschaft Polen die größte territoriale Ausdehnung erreicht hat. 1610 hat das polnische Heer Moskau erobert und nur ein Jahr später schon kniete der Zar von Moskau im Königsschloss vor dem polnischen König nieder. Als König von Schweden, König von Polen und Herrscher über die russischen Ländereien wollte er ein Reich schaffen, welches die Eroberungen Alexanders des Großen mikrig aussehen lassen würde.

Warschauer Altstadt

Während der Königsweg der Teil der Stadt ist, der im großen und ganzen den Krieg gut überstanden hat, blieb von der Altstadt nicht viel übrig. Deswegen musste man von 1947 bis 1949 den Schutt abtragen und von neuem aufbauen. Dabei kann man sehen, warum die polnischen Restauratoren nach dem 2. Weltkrieg weltberühmt waren. Die UNESCO fand die Warschauer Altstadt so faszinierend, dass sie diese 1980 auf die Weltkulturerbe-Liste aufnahm. Damals war die Altstadt gerade mal 26 Jahre alt – womöglich die jüngste Altstadt der Welt.

Lasst uns also hineingehen. Zunächst geht es durch die Piwna-Straße vorbei an der Kirche des hl. Martin, ansschließend in eine kleine Seitengasse direkt auf die Kathedrale des hl. Johannes zu. Für gewöhnlich erspare ich mir die Besichtigung des Kircheninneren in der Altstadt – den Grund können Sie sich denken. Sie werden dort nichts sehenswertes finden. Wer natürlich besonders an sakralen Bauten interessiert ist, dem reicht ein kleiner Reiseführer vollkommen aus.

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Wir ziehen weiter In Richtung des Kerns der Altstadt. Das Prachtstück ist der Marktplatz. Hier staunt man nicht schlecht. Man hat wirklich das Gefühl in einer anderen Welt zu sein als noch vor ca. 2 Stunden. Warschau hat inoffiziell ca. 2,5 Millionen Einwohner. Das spürt man hier in keiner Weise.

Zurück zum Marktplatz. Die Parteigenossen hatten anfangs noch die Idee die Ostfassade des Marktplatzes nicht aufzubauen. Man hätte dann eine Panorama-Aussicht Richtung Weichsel. Das wäre dann womöglich der einzige Marktplatz auf der Welt, der nur 3 Seiten hätte. Gut, dass der verantwortliche Architekt wusste, wie er mit diesen Menschen umgehen musste, um sie von diesen verstandlosen Ideen abzubringen.

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Der Gang durch den ältesten Teil Warschaus dauert nicht sehr lang. Bis zum Ende des 16. Jahrhunderts war Krakau die wichtigste Stadt des Königreiches. Erst ab ca. 1600 begann der Adel sich in Warschau niederzulassen. Das erfolgt in dieser Zeit jedoch schon außerhalb der Stadtmauer. Innerhalb der Stadtmauern blieb die ärmere Bevölkerung zurück. Wenn Sie also den Barbakan erkennen, dann wissen sie, dass es wieder an der Zeit ist in die nächste Epoche zu springen.

Neue Stadt

Die warschauer Altstadt ist komischerweise aufgeteilt in zwei Bezirke – die Alte Stadt und die Neue Stadt. Diese Bezirke existierten bis 1791 nebeneinander, waren aber rechtlich gesehen voneinander getrennt und unabhängig. Dieser Teil war nicht von einer Mauer umgeben und auch nie so bedeutend.

Auf der Straße hinter dem Barbakan, was eine Vorbefestigungsanlage vor der eigentlichen Stadtmauer war, verbrachte Marie Sklodowska-Curie ihre ersten 6 Lebensjahre und E.T.A. Hoffmann arbeitete hier als preußischer Beamter von 1804 bis 1806. Seine Aufgabe war es, den warschauer Juden Nachnamen zu geben, damit diese registriert werden und somit endlich auch Steuern zahlen konnten.

Auch dieser Teil der Altstadt hat einen Marktplatz. Wenn Sie sich also schon ein wenig eingelebt haben, dann können Sie sich später auf eigene Faust auch dorthin begeben. Wir gehen nämlich nicht zum Neustädter Marktplatz, sondern hinter der Kirche des hl. Geistes links lang. An dieser Stelle beginnt alljährlich seit 1703 die Pilgerfahrt nach Tschenstochau.

Denkmal des Warschauer Aufstandes

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Wir verlassen die Neue Stadt der Altstadt fast schon schneller, als wir Sie betreten haben. Die Aufnahmefähigkeit lässt erfahrungsgemäß nach 2 Stunden stark nach. Eines muss man jedoch noch gesehen haben. Das Denkmal des Warschauer Aufstandes befindet sich ca. 400 Meter hinter der Neuen Stadt. Dieses Ereignis ist hier so lebendig, als ob es jeden Tag erst gestern passiert wäre. Das Denkmal besteht aus zwei Elementen. Das erste stellt den Beginn des Aufstandes dar, das zweite die Flucht der Aufständischen nach dem endgültigen Verlust der Altstadt. Man erkennt einen Soldaten, der in die Kanalisation einsteigt. Das war nämlich der einzige Fluchtweg aus der brennenden Altstadt. Da dieser Eingang in den Untergrund sich bis heute auf der umliegenden Kreuzung befindet, steht auch das Denkmal hier.

Die Diskussionen über den Sinn oder die Sinnlosigkeit des Aufstandes läuft seit Jahren auf Hochtouren. Noch leben Veteranen dieses für die Warschauer schlimmsten Ereignisses in der Geschichte der Stadt. Während der 63 Tage sind mehr als 250.000 Zivilisten ermordet worden oder in Kriegshandlungen ums Leben gekommen, ca. 12.000 Aufständische haben den Aufstand ebenfalls nicht überlebt und nach der Kapitulation mussten über 650.000 Überlebende die Stadt verlassen. Von Oktober 1944 bis Januar 1945 hat man auf Befehl Adolf Hitlers Gebäude in die Luft gesprengt ohne dass das einen militärischen Vorteil oder Grund hätte. Es war einfach die rassistische Krankheit der Nazi-Ideologie. Diese 3 monatige Zerstörungswut ist der Grund, warum Warschau heute aussieht wie ein architektonisches Chaos.

Katyn-Denkmal

Auf der anderen Straßenseite steht die Kathedrale der Polnischen Armee. Diese Kirche wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts in ein russisch-orthodoxes Gebetshaus umgebaut. Nach dem 1. Weltkrieg erhielt sie ihr ursprüngliches Aussehen zurück.

Vor der Kirche und im Innenbereich sehen Sie viele Gedenktafeln, die mit militärischen Abzeichen versehen sind.

Wenn Sie durch den rechten Eingang hineingehen, werden Sie kleine rechteckige Platten auf der Wand sehen. Auf den meisten sind Namen, auf einigen nicht. Das sind die Namen derer, die 1940 von der Roten Armee in Katyn, Smolensk, Miednoje und Charkow ermordet wurden. Die Kommunisten wollten auf diese Weise diejenigen loswerden, die immer an erster Stelle für die Freiheit gekämpft haben. Es waren ca. 20.000. Jeder bekam eine Kugel in den Hinterkopf.

TIPP: Es gibt in Warschau ein modernes Museum zu diesem Thema. Dort erfahren Sie die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte. Zu meinem Beitrag bitte HIER klicken.

Zurück zum Sigismund

Jetzt bleibt nur noch ein 5 minütiger Weg durch die Miodowa-Straße zurück zum Königsschloßplatz – genau – da wo der Sigismund seit über 300 Jahren über die Stadt wacht – mal besser, mal schlechter.

Die Strecke, die Sie nun abgelaufen sind, ist in 3 Stunden möglich und Sie sehen in dieser Zeit wirklich viel. Das bedeutet jedoch nicht, dass Warschau nicht mehr zu bieten hat.

Was bleibt für später?

Wenn Sie also noch ein paar Tage zur Verfügung haben, dann würde ich wie folgt an die Sache rangehen.

Lazienki-Park

Sicherlich müssen Sie sich den Lazienki-Park anschauen. Die Parkanlage stammt aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts und wurde vom letzten polnischen König konzipiert. Daher der königliche Titel. Das Herzstück des Parks ist der Palast auf dem Wasser. Er steht auf einer kleinen künstlichen Insel und beherbergt heute ein Museum. In diesem Palast badete der Magnat Lubomirski, was er in Ruhe tun wollte und deswegen sein Badehaus abseits der Stadt bauen ließ. Daher auch der Name des Parks, denn Badezimmer heißt auf polnisch „Lazienka“ (im Plural Lazienki).

Tipp: Jeden Sonntag von Mai bis September um 12:00 Uhr und um 16:00 Uhr finden jeweils eine volle Stunde lang Klavier-Konzerte statt. Am Chopin-Denkmal wird ein Klavier aufgestellt und Sie können unter freiem Himmel Chopin-Musik hören. Ein Muss an einem Sonntag in den besagten Sommermonaten. 

Das jüdische Erbe in Warschau

Dieses Thema genießt eine besondere Bedeutung, da die jüdische Gemeinde die größte Stadtgemeinde auf der Welt war. Allein in Warschau lebten über 350.000 Juden. In Polen waren es insgesamt etwas über 3 Millionen, also fast 10% der Gesamtbevölkerung. Um mehr über die faszinierende Gesschichte der Juden in Polen und vor allem der warschauer Juden zu erfahren, müssen Sie sich in offiziell beste Museum 2016 in Europa begeben. Das „Polin“-Museum befindet sich zudem direkt am Denkmal für die Helden des Jüdischen Aufstandes. Vor diesem Denkmal fand der berühmte Kniefall von Willy Brandt statt.

Das „normale“ Warschau

Sie werden sich sicherlich im touristischen Bereich Warschaus aufhalten. Sie haben im Schnitt nicht so viel Zeit, dass Sie nachschauen können, wo und wie die Warschauer leben.

Sollten Sie dennoch unglaublich starkes Interesse daran haben, dann kontaktieren Sie mich. Ich hole Sie mit meinem Auto ab und fahre mit Ihnen das „normale“ Warschau ab. Machen Sie sich keine Gedanken über den Preis. Es bleibt alles im Rahmen des menschlichen.

Warschau – Praga

Richtig – nicht nur die Tschechische Republik hat eine – wir in Warschau haben unsere eigene Praga. Allgemein bezeichnet man hier das rechtsseitige Warschau so, obwohl es administrativ nur zwei Stadtviertel sind. Praga wird in vielen Reiseführern hochgepriesen, was ich persönlich nicht ganz nachvollziehen kann. Praga ist besonders, weil es den Krieg größtenteils unversehrt überstanden hat. Diese Besonderheit wird von Touristen in den seltensten Fällen verstanden. Praga ist also sehr besonder für die Warschauer, noch. Denn es tut sich dort sehr viel und in 5 bis 10 Jahren mögen die Reiseführer vielleicht doch Recht bekommen.

Schlusswort

Warschau ist wirklich noch unentdecktes Land. Es fällt auf, dass sehr viele Touristen ohne eigentliche Vorstellung hierhin reisen und eine positive Überraschung erleben. Dann wird den meisten auch klar, dass die im Schnitt 1,7 Tage nicht ausreichen werden.

Die Stadt wird nie langweilig und es macht Spaß, dass an jeder Ecke etwas neues auftaucht und man urplötzlich in einer anderen Epoche verschwindet. Es gibt hier viele schlimme Erlebnisse, mit denen die Stadt fertig werden muss, doch man macht das beste draus und es überwiegt am Ende doch das positive.

Vielen Dank an diejenigen, die sich schon mal mit mir auf den Weg gemacht haben. Ich hoffe, dass es Ihnen gefallen hat. Ich lade auch weiterhin alle ein sich auf dieser und anderen Touren von mir begleiten zu lassen.

Gründer von Walking Poland und lizenzierter Stadtführer in Warschau

"Mein polnisches Herz pumpt das Blut ins deutsche Hirn"

antoni@meinwarschau.com

Kommentare:

  • lefourire

    15. April 2017

    Lieber Herr Wladyka,
    wir waren kürzlich für zwei Tage in Warschau und haben uns dabei an Ihre Tipps und Empfehlungen für einen ersten Rundgang und auch für weitere Entdeckungen gehalten. Es hat uns sehr geholfen und wir fanden Warschau sehr schön und interessant! Vielen Dank dafür.
    Stefanie LS

    • Antoni Wladyka

      18. April 2017

      Liebe Stefanie,
      freut mich zu hören, dass der Beitrag geholfen hat. Vielen Dank für das positive Feedback.
      Hoffe, dass Sie Warschau bald wieder besuchen. Am besten im Sommer 🙂

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