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Palmiry-Museum im Kampinos-Nationalpark

Der folgende Beitrag ist eine detaillierte Beschreibung des Palmiry-Museums im Kampinos-Nationalpark. Falls Du nur eine touristische Übersicht benötigst, klicke doch einfach auf den folgenden Link.

Warschau ist eine der ganz wenigen Großstädte der Welt, die an einen Nationalpark grenzen. Der Kampinos-Nationalpark liegt nordwestlich von Warschau und hat eine Fläche von 385 Quadratkilometern. Die Nähe zu dem riesigen Waldgebiet wurde von polnischen Aufständischen, Partisanen und Soldaten während zahlreicher Aufstände und Kriegshandlungen während des 1. und 2. Weltkrieges ausgenutzt, um sich dort zu verstecken oder einen Angriff auszuführen.

In den Jahren 1939 – 1945 fanden in den Tiefen des Waldes heimliche Massenerschießungen statt. Als Mahnmal für die über 2000 Opfer wurde ein Friedhof und ein Museum eröffnet.

Die Gedenkstätte und Friedhof

Palmiry ist eine kleine Ortschaft, die sich unweit der Hinrichtungen befindet. An der Stelle, wo die Gestapo und die SS heimlich über 2000 Personen, zumeist Zivilisten, erschossen hatte, entstand 1948 eine Gedenkstätte aus drei weißen Kreuzen. Nach der Exhumierung wurde auf dem Gelände, wo die Massengräber gefunden wurden, ein Friedhof angelegt. Die Anzahl der auf dem Friedhof begrabenen osziliert zwischen 2115 (Informationstafel vor Ort) und 2252.

Die Nationalsozialisten wählten diesen Ort für die Hinrichtungen, weil ein befestigter Zufahrtsweg existierte, welcher 1929 von der polnischen Armee gebaut wurde. Er führte zu einem geheimen Waffen- und Munitionslager. 1939 fanden hier verbitterte Kämpfe statt. Die Deutschen wollten verhindern, dass die polnische Armee das Arsenal zu den kämpfenden Einheiten transportiert. Mitte September sprengten die polnischen Verteidiger das Lager in die Luft. Das Sprengloch ist bis heute sichtbar.

Die ehemalige Anlage wurde demontiert und es wurde ein Feld kahlgeschlagen, wo die Hinrichtungen ausgeführt werden. Die erste Massenerschießung fand am 14. Dezember 1939 statt.

Am Eingang zum Friedhof wurde eine steinerne Tafel mit einem eingeritzten Text aufgestellt:

Es ist leicht über Polen zu sprechen, schwieriger für Polen zu arbeiten, noch schwieriger für Polen zu sterben, am schwierigsten ist es für Polen zu leiden.

(Łatwo jest mówić o Polsce, trudniej dla niej pracować,jeszcze trudniej umrzeć, a najtrudniej cierpieć.)

Die Opfer

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Der letzte Weg

Die Opfer kamen zumeist aus dem Pawiak-Gefängnis in Warschau, das heute ebenfalls ein Museum ist (es befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des Jüdischen Ghettos). Von dort transportierte man sie mit LKWs zu dem freien Gelände. Die Personen wurden an den Rand der vorher ausgehobenen Gräben gestellt und mit Maschinengewehren erschossen. Die zugeschütteten Gruben wurden mit Kiefern bepflanzt.

Der polnische Untergrund wusste von Anfang an von den Erschießungen. Mit Hilfe der im Wald arbeitenden Förster konnten die Massengräber auffindig gemacht werden. Sie hatten in nächtlichen Aktionen die frisch gepflanzten Bäume markiert. Insgesamt waren es 24 Massengräber auf einer Fläche von 1,5 Quadratkilometern.

20 Prozent der Opfer waren Frauen, ein großer Teil waren jüdischer Abstammung. Unter den Opfern waren viele Angehörige der gebildeten Oberschicht, Sportler und Politiker, die im Rahmen der AB-Aktionen hingerichtet wurden. Darunter waren Olympiamedaillengewinner (Janusz Kusocinski, Tomasz Stankiewicz), der Schachmeister Dawid Przepiorka, Universitätsprofessoren, der Sejmarschall Maciej Rataj und mehrere Bürgermeister.

Das Museumsgebäude

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Der Museumseingang © Jolanta Dyr

1973 wurde neben dem Friedhof das Museum des Kampfes und Martyriums errichtet. Seit 1980 ist es eine Filiale des Warschauer Stadtmuseum. Nach einem Sturm 2004 wurde ein Neubau des Museum ausgeschrieben, welcher 2009 begann. Die Eröffnung erfolgte am 5. April 2011. Das alte Gebäude aus den Siebzigern wurde abgerissen und an seine Stelle wurde ein moderner Bau aus Glas, Beton und verrostetem Eisen. Zudem wurde das Parkplatzgelände modernisiert und Sanitäreinrichtungen installiert. Das Museumsgebäude hat eine Nutzfläche von 1100 Quadratmetern. Der neue Name des Museums ist Ort der Erinnerung Palmiry.

Die Architekten des Projektes waren Szczepan Wronski und Wojciech Condera aus dem Architekturbüro WXCA S.C. Die mediale Aufmachung der Ausstellung wurde unter Leitung von Joanna Maldis installiert. Die plastische Dekoration bereiteten die Innenarchitekten Marek und Maciej Mikulski.

Der Neubau kostete 9,4 Mio. PLN, wovon 2,6 Mio. aus dem EU-Fördermitteln stammen.

Die Ausstellung

Die Ausstellung befasst sich mit den Hinrichtungen in der Ortschaft Palmiry sowie auf dem ganzen Gelände des Kampinos-Nationalparks in den Jahren 1939-1943 und mit besonderen Ereignissen auf diesem Gebiet während des 2. Weltkrieges.

Mitten in der Ausstellung wurden vier Kiefern gepflanzt, die von einem runden Glasbau umgeben wurden. Diese Kiefern sollen die Gäste bei der Besichtigung begleiten und an das Thema erinnern. Ein großes Fenster bietet einen Blick auf das Friedhofsgelände.

Die zwei Teilgebiete der Ausstellung sind „Exekutionen 1939 – 1943. Palmiry – Kampinos-Wald“ und „Exhumierungen – Friedhof in Palmiry 1945 – 1945„. Es werden Biogramme ausgewählter Personen, Fotos, private Erinnerungsstücke der Opfer, deutsche Totenscheine der Ermordeten oder auch Zeitungsartikel der Untergrundorganisation ausgestellt. In beleuchteten Schaukästen werden Gegenstände aus der Exhumierung gezeigt, die die  Identifikation der Personen in den Massengräbern ermöglichten.

Kanzlerbesuch 1999

1999 besuchte der deutsche Kanzler Gerhard Schröder die Gedenstätte im Rahmen seines Polenbesuches. Die Visite fand im September, 60 Jahre nach dem Überfall Deutschlands auf Polen, statt. Eines der Hauptthemen war der bevorstehende Beitritt Polens in die Europäische Union. Gerhard Schröder unterstützte diesen Prozess.

Gründer von Walking Poland und lizenzierter Stadtführer in Warschau

"Mein polnisches Herz pumpt das Blut ins deutsche Hirn"

antoni@meinwarschau.com

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