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Der Lazienki-Park in Warschau, königlich und schön

Der glücklichste Ort in Warschau

Eine königliche Stadt braucht natürlich eine königliche Parkanlage. Und auch diese haben wir in Warschau. Angelegt vom letzten polnischen König Stanisław August Poniatowski in der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts ist der Lazienki-Park in Warschau bis heute eine der schönsten und sicherlich die bekannteste Parkanlage  in Polen. Da Poniatowski 1795 abdanken musste und seine groß angelegten Projekte nicht vollenden konnte, wäre er vielleicht noch schöner geworden. Doch wo der König nicht weitermachen konnte (durfte), da machte das Volk weiter.

Vor allem im Sommer ist ein Spaziergang ein Muss für jeden Warschauer und Gast, denn man sagt, dass hier der glücklichste Ort in Warschau sei.

Name

Łazienki heißt auf Deutsch Die Bäder. Wenn Sie in Polen in Castorama einkaufen, dann gibt es dort auch die Łazienki-Abteilung mit silbernen Kränen, Duschkabinen und Fliesen in allen möglichen Farben und Formen. Das ist verständlich, denn jeden Morgen wie Abend verbringen wir dort mal mehr und mal weniger Zeit in intimer Sicherheit.

Vor hunderten von Jahren war Baden und Waschen etwas, was nicht unbedingt jeden Tag geschehen musste. Doch wenn es dann soweit war, wollten zumindes die Adligen (in Polen Szlachta genannt) sich so richtig herausputzen. Daher ließ der große Magnat Stanisław Herakliusz Lubormiski im Jahre 1690 von Tylman van Gameren ein Badehaus errichten, welches genau dort stand, wo sich heute der Palast auf dem Wasser befindet. Mit der Zeit änderten sich die Gewohnheiten, die Gebäude bekamen eine andere Funktion – doch der Name blieb bis heute.

Park auf der Weichselböschung

Die Weichselböschung ist ein kilometerlanger Abhang, an dessen Spitze sich der Königstrakt entlangschlendert. Bedenken Sie also, dass wenn man zum Palast gelangen will, den Abhang runtergehen muss. Der Haupteingang, der Belvedere-Palast und das Chopin-Denkmal liegen oben, alles weitere unten im Tal.

Was gibt es hier zu sehen?

Im Park gibt es zahlreiche interessante klassizistische Bauten, die dem Park seine Berühmtheit verdanken.

Palast auf dem Wasser

Dieser Palast, welcher anfangs noch die Funktion eines Badehauses hatte, wurde von den nächsten Eigentümern zu einem prächtigen klassizistischen Palast umgebaut. Der letze Eigentümer im unabhängigen Königreich (1. Rzeczpospolita bis 1795) war zugleich der letzte König von Polen Stanisław August Poniatowski. Von 1775 bis 1784 ließ er den Palast in die heutige Form meißeln. Es kamen zahlreiche Figuren ein zusätzliches Stockwerk hinzu. Die Fassade passte ihr Antlitz zu einem ansehnlichen und schönen Ganzen an. Mit der Zeit wurde noch die zwei arkadenförmigen Seitenflügel angebaut. Die Arbeiten führte nach königlichen Anweisungen der Hauptarchitekt Dominik Merlini.

Nach der Abdankung Poniatowskis 1795 blieben alle Gebäude im Park im Privateigentum der Familie. Diese verkaufte alles schließlich 1815 an den russischen Zaren und so blieb alles im Eigentum der Romanows bis zum Ende ihrer Dynastie 1915 100 Jahre blieben die Gebäude leer, denn die Romanows hatten dafür nicht viel übrig. Schließlich übernahmen polnische Hände den Łazienki-Park. 1944 wurde der Palast nicht zerstört, aber angezündet. Die wertvollen Gegenstände wurden geraubt oder derart beschädigt, dass sie keinen Wert mehr hatten. Der Wiederaufbau wurde 1965 unter Leitung von Jan Dąbrowski abgeschloßen. Zum ersten Direktor wurde Marek Kwiatkowski ernannt.

Amphitheater auf einer Insel

Die Theaterbühne steht auf einer künstlichen Insel. Die ganze Konstruktion wurde 1790 fertiggestellt und war auch das letzte Projekt des Königs Poniatowski. 5 Jahre später hat er abgedankt.

Die Ruinen auf der Bühne bilden die Ruinen des Tempels in der antiken Stadt Baalbek nach. Die Zuschauertribüne befindet sich unter freiem Himmel und hat die Form antiker römischer Theater, in diesem Fall des Theaters von Herkulaneum. Auf der Spitze der Tribüne stehen Figuren, die die Tragödie und Komödie symbolisieren. 16 weitere Figuren sind die Abbilder von 16 Dramaturgen wie Aischylos und Sofokles. Da die zu deren Herstellung gebrauchten Materialien nicht von hoher Qualität waren, musste man sie im 20. Jahrhundert mit Kopien ersetzen.

Belvedere-Palast

Der Palast erhielt seine klassizistische Form in den Jahren 1818-1822 durch den Umbau des schon im 17. Jahrhundert entstandenen Palais. Seit 1818 residierten hier die Vertreter des russischen Zaren, u.a. der Großfürst Konstantin Romanow. Nach dem 1. Weltkrieg wohnte hier der Gründer der 2. Polnischen Republik Józef Piłsudski. 1990 zog hier der erste in freien Wahlen gewählte Präsident der 3. Republik Lech Wałęsa. Heute steht der Palast den Präsidenten Polens zur freien Verfügung.

Der Palast befindet sich am Haupteingang zum Park in der Nähe der Bushaltestelle. Auf dem Platz vor dem Palast steht die Statue von Józef Piłsudski.

Chopin-Denkmal

Das Denkmal wurde 1926 enthüllt und 1940 in Stücke geschnitten und eingeschmolzen (es war aus Bronze). 1953 enthüllte man die Kopie des ursprünglichen Projektes. Seit dieser Zeit finden hier alljährlich von Mai bis September jeden Sonntag um 12:00 und 16:00 Uhr kostenlose Chopin-Konzerte statt.

Lesen Sie auch: Das Chopin-Denkmal. Eine genaue Beschreibung

Erfahren Sie mehr Einzelheiten über die Chopin-Konzerte am Denkmal

Weitere Denkmäler im Park:

  • Henryk Sienkiewicz: nur 50 fünfzig Meter weiter vom Chopin Denkmal
  • Franz Liszt: links vom Chopin-Denkmal
  • Stanisław August Poniatowski: neben dem Weißen Haus
  • Jan III. Sobieski: gegenüber vom Palast auf dem Wasser

Alte Orangerie und Wasserreservoir

Es gibt zwei Wege, die von oben zum Palast auf dem Wasser führen. Sie gehen entweder links oder rechts am Chopin-Denkmal vorbei. Wenn Sie links dran vorbeigehen, sehen Sie von der Ferne schon das Wasserreservoir und die Alte Organgerie.

Das Reservoir ist ein Rundbau ohne Fenster. Es ist eine Kopie des römischen Grabmals von Caecilia Metella an der Via Appia Antica in Rom. Das Gebäude wurde in den Jahren 1777-1778 erbaut.

Die Orangerie entstand 1786 und zwei Jahre hat es gedauert, die Dekorationen fertigzustellen. Der mittlere Teil des Gebäude diente als Überwinterungshort für die modischen Zitrusbäume. Ein Flügel diente als Wohnraum und im anderen Flügel entstand ein Theater geschnitzt aus Holz. Die Akkustik dort ist hervorragend. Leider ist es für Besucher geschlossen.

Beide Gebäude überstanden den 2. Weltkrieg unversehrt.

Das Weiße Haus

Dieses kleine Häuschen war wohl für provisorische Zwecke gedacht und hatte doch einen weltberühmten in seinen Wänden. Ludwig XVIII. zog hier 1803 ein, als er vor seinem ihn herzlichst hassenden französischen Volk flüchten musste. In Polen war er sicher!

Dieses Gebäude überstand den 2. Weltkrieg unversehrt.

Eremitage

Dieses kleine Häuschen liegt unbemerkt etwas abseits auf der anderen Seiten der Agrykola-Straße. Es wurde zeitgleich mit dem ersten Badehaus von 1690 erbaut. In den Jahren 1775-1777 ließ Stanisław August Poniatowski das Gebäude modernisieren. Im 19. Jahrhundert diente es als Dienstgebäude für die Arbeiter des Parks und verlor auch die schönen Dekorationen an der Außenfassade.

Myślewicki-Palais

Stanisław August Poniatowski ließ zwei Gebäude im Park von neuem hochziehen. Das Weiße Haus sowie den Myślewicki-Palast. Es liegt nur ein paar Minuten östlich vom Palast auf dem Wasser entfernt. Der Bau dauerte von 1775 bis 1779. Hier wohnte der königliche Hof, vom Kochmeister, über den Konditor bis hin zur Dienerschaft. Ein besonderes Merkmal sind die Dachrinnen im chinesischen Stil, welche in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts sehr in Mode war.

Quellen

  • Tatarkiewicz, Władysław: Łazienki królewskie i ich osobliwości, Wydawnictwo Arkady, Warszawa 1987 [polnisch] – ISBN 83-213-3162-9

Gründer von Walking Poland und lizenzierter Stadtführer in Warschau

"Mein polnisches Herz pumpt das Blut ins deutsche Hirn"

antoni@meinwarschau.com

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