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Kaiserpanorama in Warschau

Der folgende Beitrag beschreibt detailliert das Kaiserpanorama in Warschau. Falls Du nur an einer touristischen Übersicht interessiert bist, empfehlen wir den folgenden Link

Das Fotoplastikon in Warschau befindet sich in der Aleje Jerozolimskie 51 im Staddtbezirk Innenstadt, in Sichtweite des 237 m hohen Wissenschafts- und Kulturpalastes.

Was ist ein Fotoplastikon?

In Theodor Fontanes Roman „Der Stechlin“, geschrieben in den Jahren 1895-1897, findet sich folgende Wendung des Hauptmanns von Czako an den Ministerialassessor Rex „Ich erinnere mich noch ganz deutlich einer Auktion in Ostrowo, bei der schließlich ein roter Kasten zur Versteigerung kam, ein Kasten mit Doppelbildern und einem Operngucker dazu, der aber keiner war. Und all das kaufte sich meine Mutter. Und an diesem Stereoskopenkasten, ein Wort, dass ich damals noch nicht kannte, habe ich meine italienische Kunst gelernt. (…). Ich habe, wenn sie das Wort gelten lassen wollen, ´ne Panoptikumbildung“. Czako kam aus ganz einfachen Verhältnissen. Er hatte, anders als Rex, keine Möglichkeit italienische Städte und Kunstwerke persönlich bewundern zu können. Stereoskope waren, wenn man so will, das Tor zur Welt. Vergleichbar mit dem heutigen Internet, nur im kleineren Format. Daher verwundert nicht, dass die Stereoskopie ab den 60er Jahren schnell an Popularität gewann. Die Kaiserpanoramen nutztzen ebenfalls diese Technologie. So konnte man auch in solchen Ostrowos die Welt bereisen ohne dafür große finanzielle Gelder aufzubringen.

Alois Polanecky war einer der ersten, der dieses Wunderwerk der Technik 1866 unter die Leute brachte. Sein Gerät hatte 25 Stereoskope zur Verfügung. Das gemeinsame Bilderschauen konnte losgehen. Alois zog durch die Länder und hatte damit sehr viel Erfolg. Im deutschen Sprachraum nennt man dieses Entertainment-Medium auch Kaiserpanorama. Die Konstruktion bestand aus einem – meist hölzernem – Rundbau in Zylinderform, an welchem bis zu 25 Personen Platz fanden. An jedem Platz war ein Guckloch installiert, welches durchgehend sich wechselnde Bilder zeigte. Eine solche Bilderserie konnte bis zu einer halben Stunde dauern.

Der Physiker und Unternehmer August Fuhrmann hat die Kaiserpanoramen in verschiedenen Städten vorangetrieben. Sie hatten einen festen Standort – wie heutige Kinos, dessen Vorgänger sie in gewißer Weise waren. Das erste Fotoplastikon eröffnete er 1880 in Breslau und verlegte es 1883 nach Berlin. In den nächsten Jahren wurden weitere Kaiserpanoramen im Rahmen einer Lizenzvereinbarung eröffnet. Um die Jahrhundertwende herum hatten 250 Städte ein solches Unterhaltungsmedium.

Die Besonderheit des Warschauer Kaiserpanoramas

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Warschauer Fotoplastikon © Adrian Grycuk | CC BY-SA 3.0

Das Besondere am Fotoplastikon in Warschau ist die Tatsache, dass es nun ununterbrochen seit 1905 in demselben Gebäude und in demselben Raum steht. Überstanden hat es den 1. Weltkrieg, die nahezu vollständige Zerstörung der Stadt nach dem Warschauer Aufstand 1944 und sogar die Kommunisten ließen es so, wie es seit jeher war.

Es ist ein Ort des Treffens, wo man die Welt mit anderen Augen bestaunen kann. Sobald man die Schwelle zum Fotoplastikon-Salon betritt, fühlt man sich sofort in die Zeit vor dem 2. Weltkrieg versetzt. Die Reise lohnt sich!

Die Ausstellungsthemen

Die Betreiber des Fotoplastikons haben nun schon über 7000 Bilder in ihrer Sammlung. Dabei ist die Themenpalette sehr breit, angefangen bei Reisefotos aus der Zeit um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert, über Fotos aus Warschau aus allen Epochen bis hin zu aktuellen Fotos bekannter Autoren. Die ausgestellten Fotos werden werden mindestens ein Mal im Monat gewechselt.

Jeden Sonntag hingegen gibt es eine Dauerausstellung mit Bildern des alten Warschau aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg.

Etwas über die Stereoskopie

Die Arbeitsweise der Stereoskopie ist vom Prinzip her ganz einfach. Es werden zunächst zwei Fotos aus zwei Perspektiven gemacht. Der Beobachter schaut mit dem rechten Auge auf ein Bild aus der perspektive des rechten Auges und mit dem linken Auge auf das gleiche Bild aus der perspektive des linken Auges. Dadurch entsteht eine scheinbare Dreidimensionalität eines Raumes mit verschiedenen Personen und Objekten, obwohl es diese physisch gar nicht gibt. Es ist weiterhin eine zweidimensionale Abbildung.

Da es immer zwei Bilder sind, nennt man diese Stereopaare.

Erhaltene Kaisperpanoramen in Deutschland

Original erhaltene Kaisperpanoramen in Deutschland befinden sich in den Stadtmuseen von München und Wels, im Deutschen Historischen Museum, im Märkischen Museum in Berlin sowie im Museumsdepot in Neugersdorf.

Gründer von Walking Poland und lizenzierter Stadtführer in Warschau

"Mein polnisches Herz pumpt das Blut ins deutsche Hirn"

antoni@meinwarschau.com

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