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Das Gefängnismuseum Pawiak. Ort des Schreckens und Leidens.

Nachfolgend lesen Sie eine detaillierte Beschreibung des Museums im Palast auf der Insel. Falls Sie nur eine tourisitische Übersicht und Kurzfassung benötigen, klicken Sie einfach auf die folgende Box.

Das Museum wurde 1965 eröffnet, also knapp 20 Jahre nach dem Krieg. In diesen zwanzig Jahren haben Familien Namenstafeln an den vor dem Eingang zum Gefängnis stehenden Baum genagelt. Die Warschauer haben durch das starke Bedürfnis ihre Leiden mit anderen zu teilen einen gesellschaftlichen Druck ausgeübt, der in der Schaffung einer dauerhaften Gedenkstätte mündete. Denn wer würde nach ihrem Tod die Erinnerung am Leben erhalten?

Bau des Pawiak

Der Pawiak erzählt nicht nur eine Leidensgeschichte aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Das Gefängnnis hat den Betrieb nämlich schon 1835 aufgenommen, also knapp vier Jahre nach dem blutig niedergeschlagenen Novemberaufstand 1829/1831. Es war nach der napoleonischen Zeit der erste „nationale“ Versuch sich von den russischen Ketten der Unterdrückung zu befreien. Doch daraus wurde nichts. Zum einen war die „Nation“ nur ungern bereit sich an den Kämpfen „der da oben“ zu beteiligen. Aber auch „die da oben“ hatten erhebliche Kommunikationsschwierigkeiten mit „denen da unten“ und waren nicht in der Lage ihnen zu erklären, wie das neue freie Polen überhaupt aussehen sollte. Die Folgen des Aufstandes waren gravierend: nördlich der Warschauer Altstadt wurde die Zitadelle gebaut. Ihre Kanonen, sicher hinter meterbreiten Mauern versteckt, wurden auf die Stadt gerichtet; sollten die Polen nochmals einen Ausreißer wagen, wird die Stadt bombardiert. Hunderttausende wurden nach Sibirien verschleppt, Tausende hingerichtet und weitere Tausende gefoltert. Auch ein Gefängnis wurde bitter nötig, der Pawiak wurde errichtet. Doch anfangs wurden hier nur Straßenkriminelle inhaftiert. Erst der zweite große nationale Januaraufstand von 1863 machte aus dem Pawiak ein Gefängnis für politische Häftlinge.

Das Gebäude hatte vier Stockwerke, war 150 Meter lang und 12 Meter breit. Der Name Pawiak leitet seinen Namen von der anliegenden Straße ulica Pawia ab.

Zwischen den Weltkriegen

Polen wird am 11. November 1918 nach 123 der politischen Nichtexistenz wieder unabhängig. Waren sich die Polen hinsichtlich der Unabhängigkeit noch einig, gab es bei der Gestaltung der Freiheit doch erhebliche Unterschiede. Da kam solch ein Gefängnis mit langer Tradition sehr gelegten. Für die Sieger der Zwistigkeiten gab es Macht und Ruhm, für die Verlierer die grauen Zellen des Pawiak. Hier sollten „umerzogen“ und „überzeugt“ werden.

2. Weltkrieg

Zwischen 1939 und 1944 wurde der Pawiak zur Untersuchungshaftanstalt der Sicherheitspolizei und des Sicherheitsdienstes umfunktioniert. Die nationalsozialistische Rassenpolitik hatte nicht nur die Vernichtung der jüdischen, sondern auch der polnischen Kultur zum Ziel. Der polnische Widerstand sollte entmutigt und die Polen sollten zu minderwertigen Kreaturen degradiert werden, die dem deutschen Herrenvolk als Sklaven dienen sollten. Dazu musste man nicht lesen und schreiben können, aber auch nicht denken dürfen. Der Pawiak war einer dieser Orte, wo diese Politik in die Tat umgesetzt wurde. Im Gefängnis an der Pawia-Straße landeten Menschen aus allen sozialen Schichten. Die Überlebenschancen lagen bei nahezu Null Prozent.

Am 21. August 1944, während des Warschauer Aufstandes, wurde das Gebäude mitsamt des ganzen Archivs mit den Namen der Insassen und den Verhörnotizen von den Nationalsozialisten in die Luft gesprengt. Die Häftlinge wurden ins Deutsche Reich abtransportiert.

Bekannte Gefängnisinsassen

Unter den Insassen tauchen auch Namen auf, die auch in Deutschland bekannt sind. Janusz Korczak, Irena Sendlerowa oder Maximilian Kolbe. Für die Polen ist die Liste wesentlich länger. Während der deutschen Besatzung zwischen 1939 und 1945 wurden im Pawiak 100 Tausend Menschen inhaftiert, 35 Tausend wurden hingerichtet, starben während der Verhöre oder im Gefängniskrankenhaus, 60 000 brachte man in Konzentrationslager, die meisten Transporte gingen ins KZ Auschwitz-Birkenau. Der Großteil der Hinrichtungen fand im Kampinos-Nationalpark nahe des Dorfes Palmiry statt. Dort befindet sich das Palmiry-Museum.Zusammen mit dem Verhörgefängnis der Gestapo in der Aleja Szucha 25 (heute Außenministerium und Mausoleum des Kampfes und des Martyriums) war der Pawiak das Hauptgefängnis für politische Häftlinge.

Die Dauerausstellung

Die Dauerausstellung umfasst den gesamten Zeitraum des Bestehens des Gefängnisses. Der Schwerpunkt wurde den Jahren des 2. Weltkrieges gewidmet.
Insgesamt glieder sich die Ausstellung in drei Teile:
– Der Pawiak 1835 – 1939 und „Die Stadt rings um den Pawiak“
– Der Pawiak 1939 – 1944
– Gefängnisalltag 1939 – 1944

Raum 1

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Adrian Grycuk, CC BY-SA 3.0 PL, via Wikimedia Commons

Hier wird die Geschichte des Baumes, der vor dem Eingang zum Museum steht.

Der tote Baum ist ein Symbol des Sieges der Liebe über den Hass. Als das Gefängnis 1945 in die Luft gesprengt wurde, war es eine stattliche Ulme, der letzte Zeuge des Leidens, welches hier tausendfach stattfand. Familienangehörige der Insassen schlugen in Erinnerung Namensschilder an den Baustamm. 1984 starb der Baum leider an einer Krankheit ab. Weitere 11 Jahre wurde die Ulme impregniert und befestigt, die Krone wurde zurückgeschnitten, sodass nur noch der Baumstamm und einige abstehende Zwiege übrig blieben. Diese Form wurde 2004 in Bronze gegossen.

Raum 2

Im zweiten Raum werden die Folterwerkzeuge dargestellt. Zudem sieht man hier die Verkündigungen der deutschen Besatzer.
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Behandlungszimmer

Raum 3

Raum 4

Im Raum vier wird der Gefängnisalltag der Insassen gezeigt.
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Ein Tag im Pawiak

Raum 5

Raum mit Bildnissen bekannter Insassen.

Gründer von Walking Poland und lizenzierter Stadtführer in Warschau

"Mein polnisches Herz pumpt das Blut ins deutsche Hirn"

antoni@meinwarschau.com

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