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Das Schloss Ujazdow

Es folgt eine detaillierte Beschreibung des Schlosses. Falls Sie lediglich an einer touristischen Übersicht interessiert sind, klicken Sie auf die folgende Box.

Das Schloss Ujazdowski liegt etwas versteckt neben dem Warschauer Königsweg. Es lohnt allemal einen Abstecher in diese Ecke zu machen. Im Erdgeschoß gibt es ein sehr gemütliches Café, direkt daneben ein Restaurant und zugleich das Zentrum für Zeitgenössische Kunst. 

Am schönsten von unten

Den schönsten Blick auf das Schloss hat man von unten. Dazu müsste man sich zur Mysliwiecka-Straße begeben oder von der Hauptallee des Lazienki-Parks in nördlicher Richtung weitergehen.

Das Schloss wurde so erbaut, dass es der erste imposante Bau war, den man vom Schiff oder Bootsah, sofern man vom Süden aus mit dem Strom der Weichsel von Krakau an Warschau vorbei nach Danzig floss. Die Weichsel macht an dieser Stelle einen steilen Bogen und die Bootsspitze schaut nach Westen und in gerader Linie zur Frontfassade des Ujazdowski-Schlosses. Die Achse wird vom Piaseczynski-Kanal erschlossen. Wenn Sie derweilen kein Schiff haben, empfehlen wir einen Spaziergang durch die Mysliwiecka-Straße. Auf der Höhe der indischen Botschaft erstreckt sich die ganze Pracht der Palastanlage.

zamek oder palac?

Hier taucht wieder das Problem mit der Bezeichnung auf. Das polnische „zamek“ kann man als Schloss oder Burg übersetzen. Auf Deutsch kann man auf diese Weise Gebäude mit einem Verteidigungs- und Schutzgedanken (Burg) von Gebäuden, die Repräsentationszwecken dienen (Schloss) unterscheiden. Da es für beides in der polnischen Sprache nur das Wort „zamek“ gibt, gibt es auch dementsprechend hitzuge Diskussionen, wie man was nun wie nennen sollte. Für das Schloss aus dem Deutschen wollen nun viele das Wort „palac“ wählen. Doch ist das nun ein Palast und geht vielleicht in die falsche Richtung. Auf Deutsch bleiben wir beim Schloss – das Ujazdowski Schloss.

Dasselbe Problem haben wir übrigens auch beim Warschauer Königsschloss.

Geschichte

Womöglich stand hier schon im 13. Jahrhundert ein hölzerner Burgwall, welche historisch belegt 1262 von litauisch-ruthenischen und 1282 von polnischen Armeen zerstört wurde. Ob aber diese hölzernen Konstruktionen dort standen, wo auch heute das Schloss Ujazdowski steht, ist nicht sicher.

Erst im 16. Jahrhundert sprechen die Annalen erneut von einer hölzernen Residenzanlage in Jazdow, also dort wo tatsächlich heute das Schloss steht. Bewohnt wurde sie von Anna Radziwill, die für ihre beiden Söhne Stanislaw und Janusz als Regentin über die Ländereien herrschte. Die eigentliche Fürstenburg war damals schon das Gebäude, welches hundert Jahre später zum uns heute bekannten Königsschloss werden sollte.

Ihre Nchfolgerinnen wurden Bona Sforza, die Gattin des polnischen Königs Sigismund I. des Alten, die die Residenz als Nachlass erhielt. Nachdem sie 1556 das Land verließ, nistete sich hier Anna Jagiellonica ein, die 1575 zum „König von Polen“ gewählt wurde. Das Schloss blieb weiterhin aus Holz.

Erst in den Jahren 1620 – 1624 auf Anordnung des Königs von Polen Sigismund III. Wasa wurde das Gebäude in eine steinerne Konstruktion umgebaut. Es kamen die heute erkennbaren vier Ecktürme und eine Etage hinzu. Ganz fertig wurde der Bau jedoch nie und wurde zudem von den Schweden während des polnisch-schwedischen Krieges 1655 – 1660 geplündert und zerstört.

Als der Magnat und großer Staatsmann Stanislaw Herakliusz Lubormiski das Gebäude 1674 erwarb und den berühmten Tylman van Gameren einstellte, entstand ein Prachtbau.

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Der Piaseczynski-Kanal vom Schloss aus betrachtet © Marek und Ewa Wojciechowscy / Trips over Poland

Anfang des 18. Jahrhunderts erwarb der Kurfürst von Sachsen Friedrich August I und König von Polen August II. der Starke das Schloss und hatte Großes vor. Er ordnete einen Umbau gigantischen Ausmaßes an. Die zukünftige Palastanlage sollte dem Versailler Schloss in nichts nachstehen. Der vor dem Schloss ruhende Piaseczynski-Kanal ist bis heute Zeuge dieses Vorhabens. Es ist der zweitgrößte Kanal dieser Art in Europa nach demjenigen in Versailles.

Schließlich versuchte der letzte König von Polen Stanislaw August Poniatowski sein Glück. Die Arbeiten leitete Dominik Merlini. Mit der Zeit verlor der König jedoch das Interesse an diesem Projekt und widmete sein Augenmerk auf sein Lebenswerk, den Lazienki-Park mit dem dort stehenden Palast auf dem Wasser. Dennoch erhielt das Gebäude eine weitere Etage, ihm wurde jedoch eine militärische Funktion zuteil, was dazu führte, dass er jegliche dekorativen Elemente verlor.

Schließlich war es seit dem Ende des 18. Jahrhunderts bis 1944 ein Militärkrankenhaus. Am 5. August 1944 wurde das

Gebäude in Brand gesetzt. Nach dem Krieg wurden die Reste auf Geheiß der militärischen Führung abgetragen. Übrig blieb eine große quadratische Wunde im Herzen der Stadt.

Erst 1974 wurde die Erlaubnis für einen Wiederaufbau erteilt. Was Sie heute dort sehen vorfinden, ist gerade mal knapp 40 Jahre alt.

Standort und Anfahrt

Mit Google ist es heute ziemlich einfach einen auch entlegenen Ort zu erreichen. Bei diesem Gebäude werden Sie Google auch sicherlich brauchen. Das Schloss steht, vor allem im Sommer, gut versteckt zwischen hohen Bäumen und relativ weit weg vom Königsweg entfernt.

Die U-Bahn ist ziemlich weit entfernt, aber es sind am Ende doch nur 20 Minuten Fußweg. Die nächste Station heißt Politechnika (M2). Wenn Sie schon dort aussteigen, muss ich Ihnen zudem auch den Plac Zbawiciela empfehlen. Ein magischer Platz, sehr alternativ und mit einem außergewöhnlichem Flair.

Mit dem Bus steigen Sie an der Bushaltestelle Plac na Rozdrozu aus. Von da sind es 5 Minuten zu Fuß.

Selbstverständlich können Sie auch das städtische Fahrradverleihsystem Veturilo benutzen. Das Schloss ist sehr gut an das Farradwegesystem angeschlossen.

Umgebung

Weitere Parkanlagen

In unmittelbarer Nähe zum Schloss gibt es zahlreiches zu besichtigen. Zum einen vereinen sich hier drei Parkanlagen. Der Agrykola-Park östlich des Schlosses ist für die meisten die nördliche Verlängerung des Lazienki-Parks, der südlich von der Agrykola-Straße verläuft. Nördlich ist dann noch der Ujazdowski-Park, der sehr empfehlenswert ist, nicht nur weil er oben auf der Böschung angelegt ist (man muss also nicht wieder hochlaufen), aber auch weil die wenigesten Touristen sich dorthin verirren. Der Eingang ist von der Ujazdowski-Allee (Teil des Königsweges) aus erreichbar.

Botanischer Garten

Südlich von der Agrykola-Straße und direkt an der Aleje Ujazdowskie befindet sich der Eingang zum Botanischen Garten der Universität Warschau. Dort befindet sich auch die Sternwarte der Hochschule.

Gründer von Walking Poland und lizenzierter Stadtführer in Warschau

"Mein polnisches Herz pumpt das Blut ins deutsche Hirn"

antoni@meinwarschau.com

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